Ich, ein Reform:ist

Kurz unbesonnen – schon ist das Päckchen da. Der Händler hat wieder innerhalb von zwei Tagen geliefert (Mittwoch abends Sofortkauf, Freitag vormittag im Briefkasten). Ich kenne die Vorbehalte gegen die Reform 1745-Füller, bei mir haben von 10 St. lediglich 2 geschwächelt. (*) Es scheint, daß die Federn z.T. unterschiedlich breit sind, ich habe sehr feine und etwas breitere. Als “je kleiner, je lieber”Klein"-Schreiber gefallen mir die sehr feinen Federn gut.

Und nachdem ich neulich feststellen mußte, wieviele Tinten lose vor sich hindümpeln, konnte ich bei dem Angebot von 24 St. für 73 EUR (incl. Porto) nicht widerstehen. Zumal ich mit dem Händler eben schon sehr gute Erfahrungen gemacht hatte.

Der eine oder andere Füller wird – mit einer ausgesuchten Tinte befüllt – verschenkt, die anderen als Arbeitsfüller immer mitgenommen. Ich bin da spleenig, aber ich finde es großartig-inspirierend, mit verschiedenen Tinten arbeiten zu können.

(*) Den Test von SBRE Brown und das Video mit dem um eine Flex-Feder erweiterten 1745er habe ich eben erst angeschaut – bestätigt mich im Kauf 🙂

Sportjournalism is dead, my friend

Als bedürfe es noch irgendwelcher Belege, daß der Sportjournalismus – wozu ich gerade auch die Kommentierung zähle – im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen seit Jahren auf dem nationalen Besoffenheitsticket mitreist, brachte das ZDF gestern vorgestern abend einen weiteren: [1]

Bei der zusammenfassenden Kommentierung des Spiels Litauen – Bosnien und Herzogewina (BiH), das BiH gewann und sich so erstmals für eine WM qualifizierte, zeigt das ZDF auch die ausflippenden Moderatoren des bosnischen Fernsehens. Was den ZDF-Kommentator zu einer launigen Bemerkung bringt:

“Von neutraler Berichterstattung haben sich deshalb unsere bosnischen Kollegen ganz schnell verabschiedet. Aber mal ehrlich: Warum sollten die Journalisten ausgerechnet cool bleiben, wenn ein ganzes Land feiert …”

Ja, warum wohl? [2] Welch wunderbare Bankrotterklärung … Zumal dies ein redaktionell abgenommener Beitrag und keine Live-Kommentierung war.

(Daß der ZDF-ler jede Parade mit “Der Torwart hat Mühe!” kommentiert, deutet an, daß er vor seiner Reportertätigkeit mglw. eher als Getränkehalter beim Bezirks-Hallen-Halma aktiv gewesen sein dürfte.)

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[1] Ich habe mal einen Tag verstreichen lassen, um etwas gelassener an diesen Eintrag zu gehen. Das Video ist nur bis zum 22.10.2013 online.

[2] Weil sie Journalisten sind, dude.

Insider-Witz …

… für CutterInnen und TAler.

Im Moment zeigt sich bei einem Projekt, daß Automatisierungen bei der Bildwandlung von altem Archivmaterial an Grenzen stoßen. Und das gute alte Sehorgan aka „Auge“ da doch schnell sehen könnte, daß etwas mit dem gewandelten Bild nicht stimmen kann. Leider führt die automatisierte Wandlung über Presets dazu, daß unter Zeitdruck (und wo gibt es den nicht) die Kontrolle ausbleibt. Und dann ovale statt runde Straßenschilder oder ungewöhnlich stämmige Menschen zu sehen sind.

Fernsehhochlichter 2012 (2)

Als weiteres Fernsehhochlicht 2012 ist mir Das Bayerische Jahrtausend, eine „zehnteilige Filmreise durch 1.000 Jahre Bayern“ aufgefallen.

Besonders hat mich beim Gang durch die bayerische Geschichte die unverhüllte Schilderung beeindruckt, wie sehr diese, wie wohl alle, auf Gewalt beruht. Mit welcher Leichtigkeit da brutalste Unterdrückung und Ausbeutung gezeigt wurde, verdient schon Anerkennung – auch in den Chefredaktionen, die dieses wahrhaft volksaufklärerische Werk auf den Sender gelassen haben. Ob es Wirkung zeigt, ist bisher noch nicht abzusehen.

Bis dahin möge an jedes Kulturdenkmal als Inschrift Walter Benjamins Satz

„Es ist niemals
ein Dokument der Kultur,
ohne zugleich ein solches
der Barbarei zu sein“

angebracht werden.

Der Schuster mit den schlechten Schuhen

Auf den letzten Drücker habe ich es endlich geschafft, mein Portfolio um ein kleines Schmuckstück zu erweitern: „Wir vor 100 Jahren“. An der dreiteiligen Reihe (TAG/TRAUM Filmproduktion & WDR, Autor und Regisseur ist Mathias Haentjes) war ich mit der Recherche von Drehorten, Gesprächspartnern und natürlich Archivmaterial sowie der Rechteklärung beteiligt.

Sendetermine:
1. Teil: Mit Volldampf in die Zukunft am 5. Juli 2013,
2. Teil: Träume für eine neue Zeit am 12. Juli 2013,
3. Teil: Aufbruch ins moderne Leben am 19. Juli 2013
– jeweils um 20:15 Uhr.

(Foto: © TAG/TRAUM Filmproduktion)

Angeber-Notizbuch

Ich gebe zu, mit so etwas kriegen mich Notizbuch-Hersteller. Suhrkamp-Bücher begleiten mich schon lange, und als ich dieses suhrkamp-Notizbuch sah, konnte ich nicht anders. Das erste habe ich schon mal probebeschrieben – mit einem sehr erfreulichen Ergebnis. Und das bei einem Preis von 3 EUR für 144 Seiten.

Von oben nach unten:

  • Pelikan blau/Mont Blanc schwarz (Eigenmischung) in Reform 1745

  • Pelikan grün in Brause Steno

  • Mont Blanc schwarz in Lamy Vista (B)

  • Mont Blanc Winter Glow in Lamy Vista (M)

Die Tinten trocknen sehr schnell, wobei die Winter Glow – wie ich schon vermutet hatte – etwas länger braucht. Sie scheinen kaum durch, die Rückseite ist bestens beschreibbar.

Aufgrund meiner Ungeduld wollte ich nicht auf 1A-Lichtverhältnisse warten, daher täuscht der mögliche Eindruck, das Papier hätte einen Chamoix-Ton: es ist weiß.

Lasst, die ihr einschaltet, alle Hoffnung fahren! (3sat Kulturzeit)

Heute habe ich nach sehr langer Zeit mal wieder gewagt, das sogenannte 3sat-Kulturmagazin zu schauen. Aus – wie es jetzt scheint – guten Gründen habe ich das lange vermieden.

Daß einzelne AutorInnen Fehler machen, vielleicht auch einfach nur dumm sind – okay. Daß auch die 3sat-Kulturzeit-Redaktion nicht merkt, was für ein Schwachsinn da geredet wird, ist dagegen nur noch traurig (- bitte stellen Sie sich hier einen 2stündigen Ohnmachtsanfall vor).

Matthew Herbert spricht im Beitrag (1) von Catalina Lopez über ein Bombardement eines libyschen Kampfflugzeugs – was auch so übesetzt wird. Herbert ergänzt später noch: “Das Stück hat auch eine politische Dimension, denn Gaddafi hat seine Leute mit Waffen bombardiert, die wir ihm verkauft haben. Dabei sollten wir keine boshaften Diktatoren aufrüsten.”

Und was sagt die Autorin direkt danach: “Die Grundlage sind zehn Sekunden Tonaufnahmen, die während des Nato-Bombardements auf Tripolis 2011 entstanden”.(2) WTF?

(ach, ach und ach. Weitere zwei Stunden Ohnmacht folgen.)

(1) anläßlich Herberts Aufführung von “The End of Silence” in Köln

(2) so steht es auch auf der Webseite zum Beitrag, und so übernimmt es bedauerlicherweise auch Ernst Grandits in der Anmoderation.

„Die Essensretter“

Liebe Fernsehgebühr-Meckerer, wenn ihr wissen wollt, wie u.a.

  • 2 nicht weggeworfene Spanferkel,
  • ein HiTec-Label,
  • “UK rules!” und
  • zu rettende Lebensmittel im Wert von rund 500 Mio. Euro pro Jahr bei einer einzigen niederländischen Supermarktkette

die spannende Dokumentation Die Essensretter ergeben: dann schaut heute in der ARD ab 22:45 Uhr oder danach in der Mediathek. Lohnt sich.

(Bildrechte: WDR/ Schnittstelle GmbH/Thurn Gbr)